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4-5x erhöhtes Suizidrisiko in der Veterinärmedizin

Die Suizidrate unter deutschen Tiermediziner:innen liegt vier- bis fünfmal so hoch wie in der Durchschnittsbevölkerung. Damit sind wir in Deutschland nicht alleine: Weltweit kämpft die Branche mit hohen Belastungen und Anforderungen an tiermedizinisches Personal. Mehr dazu in der Papersammlung.

Während die Pandemie und der entstandene Haustierboom die Lage noch zugespitzt haben, waren die Grundursachen schon lange vorher vorhanden.

Die Ursachen

Menschen, die sich für die Tiermedizin entscheiden, sind häufig sehr gewillt zu helfen. Deshalb entscheiden sie sich für einen kurativen Beruf und speziell für einen Berufsstart, der mit einer anspruchsvollen Ausbildung (für TFAs) oder einem fordernden Studium (für Tierärzt*innen) einhergeht.

Diese Gruppe von Menschen trifft auf dem Weg zu ihrem Beruf ein sehr hohes Anspruchsverhalten, insbesondere der Universitäten. Dieser Fokus auf Leistung um jeden Preis über viele Jahre hinweg fördert ein Ignorieren der eigenen Bedürfnisse. Bei Berufseinstieg werden die eigenen Emotionen und Bedürfnisse mitunter nicht mehr oder erst sehr spät wahrgenommen. Zudem werden essentielle Fähigkeiten für die spätere Tätigkeit nicht gelehrt.

Hohe Anforderungen, der Konflikt zwischen Tierwohl – medizinischem Goldstandard und finanziellen Mitteln oder Willen der Patientenbesitzer ist allgegenwärtig.

Und trotz hohem Einsatz, häufig verbunden mit Wochenend- und Nachtarbeit sowie diversen Überstunden, wiegt der Output aus dem System die Anstrengungen nicht auf.

Realitätscheck

Die Arbeit in der Tiermedizin ist noch immer mit mäßigem Ansehen, geringem Verdienst und hohem emotionalen Stress verbunden. Das Bedürfnis, Tieren und ihren Besitzer:innen helfen zu wollen, wird vielfach von den Belastungen der Arbeitsrealität überlagert.

Dafür verantwortlich sind unter anderem lange Dienstzeiten, Verantwortung für Leben und Tod, ein hohes Arbeitspensum und finanzielle Probleme. Mit Letzterem ist nicht nur der geringe eigene Verdienst gemeint, der häufig in keinem Verhältnis zum Ausbildungsgrad und Arbeitsaufwand steht, sondern auch die Frage, ob Behandlungen von Patientenbesitzer:innen bezahlt werden können.

Alle diese Faktoren sind Beispiele für die erhöhte emotionale Belastung von Personen in der Tiermedizin. Der finale Faktor ist dann häufig der tägliche Umgang mit Euthanasien, der zu einer Abnahme der Angst vor einem eigenen Suizid führt.

Wie kommen wir hier raus?

Um den Teufelskreis aufzulösen, ist es wichtig, nicht nur einzelne Punkte zu betrachten. Deshalb setzt vetivolution mit einem breiten Lösungsansatz an allen Aspekten an.

Insgesamt ist ein Systemwandel nötig. Und wie das immer so ist mit großen Prozessen: sie brauchen Zeit. Deswegen ist für den Weg dahin wichtig, individuell Unterstützung zu geben. Wir versuchen das mit Supervisionsangeboten, Aufklärung und Diskursanregung. Unterm Strich gilt hier: egal was, Hauptsache, es hilft! Womit schaffst du bei dir Entlastung? Erzähl es uns!

Unser Podcast

Wir sprechen mit Menschen aus der Branche und drum herum um zu lernen, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und aufzuklären.

vetivolution – Wir bringen positive Entwicklungen in die Tiermedizin!

Du bist TÄ oder TFA und interessierst dich für die Themen mental health, Arbeitsbedingungen und aktuelle Branchenentwicklungen? Dann bist du hier richtig! Wir treffen interessante Menschen aus dem Vetmed-Kosmos und darüber hinaus und diskutieren spannende Fragen rund um die brennenden Themen der Tiermedizin.

Überall, wo es Podcasts gibt, oder hier, bei uns:

Papersammlung

Jede Berichterstattung über Suizide beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung. Während sensationsfokussierte Berichte über Suizide einen Nachahmereffekt auslösen können, sind neutrale, einfühlsame Berichterstattungen sehr wertvoll.

Bitte beachte deshalb bei einer Berichterstattung über Suizide die Hinweise zur Berichterstattung über Suizid:

Leitfaden

Berichterstattung über Suizide

Im Folgenden findest du eine aktuelle Sammlung von Papern und Artikel rund um die Thematik – und rund um den Globus.
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